⑊ epochenmaschinen - fordismus des Wissens

Wie lassen sich Ideen mit Bildern formulieren? Und wie vor allem könnte man ganze Epochen mit ihren Ideen oder auch Ideologien in ein System übersetzen, das lesbar bleibt?

Für das neue Stück der theatralen subversion  „TERRA COGNITA“ habe ich einen Versuch unternommen, ein System zu entwerfen, mit dem sich komplexe Gedankenrichtungen visualisieren lassen. Das Künstler_innenkollektiv theatrale subversion widmet sich in „TERRA COGNITA“ dem Prinzip des Kolonialismus und fragt, welchen Einfluss er auf unser Denken und Handeln in der Gegenwart ausübt, und wie viel von kolonialen Denkstrukturen in unserem Köpfen noch immer herumschleichen.

Dass da noch etwas schleicht, wird allein an meinem Versuch deutlich, Modelle und Übersichten von ganzen Epochen zu erstellen. Das Prinzip Ordnung und Weltordnung ist als Bedürfnis scheinbar so tief in mir verankert, dass ich mich nicht dagegen wehren kann. Zunächst unterteile ich Leben in Sinneinheiten: „Wahrheit, Glaube, Wissen, Hoffnung, Leistung, Kunst, Liebe, Gefühl und Moral“. Ich selektiere und suche aus, ich mache Bilder davon, was meiner Ansicht nach wichtig ist. Dann setze ich diese Bilder zusammen, mache mir ein Bild von einzelnen Zeiten und Epochen, die jemand anderes vor mir mit Worten belegt hat. Das Erbe der Aufklärung – die Klugscheißerei – legt den Grundstein für das, was wir Postkolonialismus nennen. Ich baue Maschinen aus Wissen und aus überliefertem Gedankengut und setze damit den Fordismus des Wissens fort, möglichst effizient, möglichst aufgeklärt, möglichst logisch und klar. Komme ich da raus, indem ich behaupte: Das ist Kunst, das sind Bilder, das fordert keinen Macht- oder Hoheitsanspruch ein?

In der Produktion TERRA COGNITA arbeite ich als Live-Zeichnerin im Zusammenspiel mit den Performer_innen  auf der Bühne und untersuche so jeden Abend aufs Neue was es bedeutet „Bezeichnungen“ zu erstellen und ob man das überhaupt lassen kann.

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